Großer
Erfolg des
9-Euro-Tickets

Tarifaktion führt zum Projekt Deutschland­ticket

Als Folge der im Frühjahr 2020 ausgebrochenen Corona-Pandemie waren auch im AVV die Fahrgastzahlen sowie die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten deutlich zurückgegangen. Bereits in den Jahren 2020 und 2021 hatte deshalb mit spürbarem Erfolg eine zwischen allen Verkehrsverbünden abgestimmte, NRW-weite Aktion stattgefunden, um bestehende Kundinnen und Kunden zu binden bzw. zurückzugewinnen und neue zu werben.

Dabei wurde während der Sommerferien die räumliche Gültigkeit bestehender und neu abgeschlossener Abonnements auf ganz NRW ausgeweitet – inklusive einer attraktiven Mitnahmeregelung. Eine solche Aktion war ursprünglich auch für den Zeitraum vom 1. Juni bis 30. September 2022 geplant.

Für 9 Euro im Monat Bundesweit mobil sein

Aufgrund des Ende Februar 2022 begonnenen Kriegs in der Ukraine kam es jedoch zu einem rasanten Anstieg der Energiekosten. Der Bund schnürte deshalb ein Maßnahmenpaket zur finanziellen Entlastung der Bürgerinnen und Bürger. Dazu gehörte auch die Einführung eines besonders günstigen ÖPNV-Tickets, um die Mobilitätskosten der Bürgerinnen und Bürger und zugleich auch den Energieverbrauch zu senken. Das Ticket galt für den Aktionszeitraum 1. Juni bis 31. August 2022 und war für 9 Euro als Monatsticket erhältlich.

Das nicht übertragbare 9-Euro-Ticket ermöglichte einer Person die Nutzung von Bussen und Bahnen des Nahverkehrs in ganz Deutschland. Damit bot auch das 9-Euro-Ticket die Chance, neue Kundinnen und Kunden für den ÖPNV zu akquirieren und Bestandskundinnen und -kunden zu halten. Um eine Abwanderung bestehender Abonnements-Nutzerinnen und -Nutzer zu verhindern, wurden die Abos aller Tarife in NRW während des Aktionszeitraums auf 9 Euro pro Monat abgesenkt und erhielten eine bundesweite Gültigkeit.

Zu den damit verbundenen tariflichen, vertrieblichen und förderrechtlichen Fragen sowie zur Einnahmenaufteilung gab es intensive Abstimmungen zwischen den beteiligten Partnerunternehmen sowohl auf NRW-Ebene als auch innerhalb des AVV. Im Ergebnis wurde das 9-Euro-Ticket z. B. flächendeckend über alle Vertriebskanäle angeboten – auch über die neue naveo-App. Darüber hinaus wurde beim im Dezember 2021 neu eingeführten NRW-weiten eTarif eezy für die Dauer der Aktion ein NRW-weiter Monatsdeckel von 9 Euro eingeführt. Allerdings konnten auch in dieser Zeit mit eezy.nrw nur Fahrten innerhalb von NRW unternommen werden.

Eine Vielzahl von 9-Euro-Tickets im AVV verkauft

Im AVV war die dreimonatige Tarifaktion ein großer Erfolg. So verkauften die Verkehrsunternehmen (ohne Verkaufszahlen der DB) im Verbundgebiet mehr als 431.000 9-Euro-Tickets. Dies entspricht Einnahmen von ca. 3,9 Millionen Euro. Hier fehlen Daten externer Vertriebsstellen, so dass die tatsächlichen Einnahmen nochmals höher liegen dürften. Hinzu kamen die bestehenden Abonnements, die während des Aktionszeitraumes insgesamt 426.140-mal auf monatlich 9 Euro gedeckelt wurden. Insgesamt belief sich die Zahl der 9-Euro-Tickets damit auf ca. 857.000.

Um diesem positiven Ergebnis für Bus und Bahn eine möglichst nachhaltige Wirkung zu geben, wurde im NRW-Nahverkehr direkt im Anschluss an die am 31. August 2022 beendete bundesweite 9-Euro-Ticket-Aktion eine zusätzliche Abo-Aktion gestartet. Dabei wurde im September und Oktober der Geltungsbereich vieler Abo-Tickets an den Wochenenden auf ganz NRW erweitert. In den Herbstferien und am Tag der Deutschen Einheit galt diese Regelung sogar unter der Woche.

Mit der Aktion bedankten sich die Aufgabenträger, Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen für die Treue der Abonnentinnen und Abonnenten – und wollten damit zugleich neue Fahrgäste für den klimafreundlichen Nahverkehr gewinnen. Aufgrund des großen Zuspruchs entschieden sich die Initiatoren zudem im Oktober, die Aktion bis Ende des Jahres auszudehnen.

Dadurch konnten Inhaberinnen und Inhaber eines Abo-Tickets bis zum 31. Dezember 2022 an allen Wochenenden, Feiertagen sowie in den Herbst- und Weihnachtsferien (bis Silvester) landesweit alle Busse und Bahnen nutzen – z. B. auch für Ausflüge zu den vielen schönen Weihnachtsmärkten in NRW. Inklusive war an den Aktionstagen zudem die kostenlose Mitnahme von bis zu fünf Personen oder zwei Fahrrädern. Von diesen Vorteilen konnten auch alle die profitieren, die bis Ende des Jahres ein Abo neu abgeschlossen haben.

Auch 2022 Zahlungen aus dem ÖPNV-Rettungsschirm

Die Einführung des 9-Euro-Tickets war für die Verkehrsunternehmen bzw. erlösverantwortlichen Aufgabenträger im AVV mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen, insbesondere aufgrund verminderter Fahrgeldeinnahmen, verbunden, für die alleine der Bund einen entsprechenden Ausgleich zu 100 % zugesagt hat.

Ungeachtet der mit dem 9-Euro-Ticket verbundenen Auswirkungen war aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie für das Jahr 2022 bereits zuvor die Gewährung weiterer sogenannter Billigkeitsleistungen durch den Bund und die Länder mit einem Anteil von je 50 % zugesagt worden. Trotz einer zu unterschiedlichen Anteilen getragenen Finanzierung wurden sowohl die pandemiebedingten Einnahmenminderungen als auch die durch die dreimonatige 9-Euro-Ticket-Aktion zusätzlich verursachten Auswirkungen den Verkehrsunternehmen bzw. erlösverantwortlichen Aufgabenträgern einheitlich im Rahmen des ÖPNV-Rettungsschirms für 2022 ausgeglichen.

Die für die Antragstellung im Rahmen des ÖPNV-Rettungsschirms 2022 erforderlichen Prognosedaten zur Einnahmenentwicklung wurden den Antragstellern durch die Verbundgesellschaft bereitgestellt. In Bezug auf den AVV-Verbundtarif beliefen sich die für 2022 prognostizierten Fahrgeldausfälle auf insgesamt rund 36,1 Millionen Euro. Hierin sind sowohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie als auch des 9-Euro-Tickets berücksichtigt. Angesichts der erheblichen Einnahmenminderungen durch das 9-Euro-Ticket hatten die Anspruchsberechtigten frühzeitig die Möglichkeit, zur Liquiditätssicherung entsprechende Vorauszahlungen zu beantragen.

2023 kommt das Deutschlandticket

Der große Erfolg des 9-Euro-Tickets veranlasste Bund und Länder dazu, am 2. November 2022 die Einführung eines digitalen, deutschlandweit gültigen „Deutschlandtickets“ für den ÖPNV zum 1. Mai 2023 zum Preis von 49 Euro im Monat zu beschließen. Bund und Länder versprechen sich davon eine nachhaltige Unterstützung des ÖPNV, um die vorgegeben Klimaziele zu erreichen. Zur Finanzierung des Deutschlandtickets wird der Bund den Ländern in den Jahren 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro mehr an Regionalisierungsmitteln zur Verfügung stellen – und im Einführungsjahr 2023, wenn erforderlich, weitere Zuschüsse leisten.

Dieser zusätzliche finanzielle Beitrag des Bundes ist auch zwingend notwendig, da der pandemiebedingte ÖPNV-Rettungsschirm wohl nicht über das Jahr 2022 hinaus verlängert wird. 2022 blieb er aus guten Gründen weiter aufgespannt. Zwar stieg die von den Verkehrsunternehmen im Juni 2022 mit ca. 80 bis 85 % des Niveaus vor Corona-Pamdemie 2019 bezifferte Auslastung des ÖPNV durch das 9-Euro-Ticket zeitweise und lokal bis auf 100 %. Mit der dreimonatigen 9-Euro-Ticket-Aktion verbunden waren allerdings erhebliche Fahrgeldmindereinnahmen – noch zusätzlich zu den finanziellen Auswirkungen der Pandemie auf den ÖPNV.

Der AVV und die Verkehrsunternehmen haben bereits 2022 mit der Umsetzung des Deutschlandtickets begonnen, damit dieses dann pünktlich zum 1. Mai 2023 eingeführt werden konnte.

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