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Richtungs­weisendes Gutachten zur Stärkung des ÖPNV im AVV

Gemäß den Vorgaben der Bundesregierung soll der CO₂-Ausstoß bis 2030 um 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss deutlich mehr Verkehr auf den ÖPNV verlagert werden.

Im Großraum Aachen bedarf es dazu vor allem eines dichteren Angebots bei Bussen und Bahnen sowie einer deutlich besseren finanziellen Ausstattung des öffentlichen Verkehrs. Das zeigt ein vom Aachener Verkehrsverbund Ende 2020 in Auftrag gegebenes, umfangreiches Gutachten zur Stärkung des ÖPNV, dessen Ergebnisse nun vorliegen.

Bus- und Bahnverknüpfung am Haltepunkt Aachen-Schanz

Verkehrswende erfordert konsequente Stärkung von Bus und Bahn

Auf der Suche nach Vorbildern für eine erfolgreiche Verkehrswende im AVV lohnt sich ein Blick in andere Räume mit bereits sehr gutem ÖPNV-Leistungsangebot. Insbesondere das ÖPNV-Leistungsangebot in der Schweiz gilt international als „Best Practice“. Laut dem Gutachten ist das Leistungsangebot dort deutlich dichter als im AVV. Auf den hiesigen ÖPNV übertragen würde es im AVV-Raum eine echte Verkehrswende ermöglichen. Aus fachlicher Sicht liegt der Schlüssel für diese Verkehrswende damit in einer zügigen und konsequenten Stärkung von Bus und Bahn – und nicht in futuristischen Gedankenspielen, wie autonom fahrenden Shuttles, Seilbahnen oder Flugtaxis.

Flexible Bedienformen und sogenannte On-Demand-Angebote können den klassischen ÖPNV dabei in sehr dünn besiedelten Gebieten und zu sehr schwach nachgefragten Zeiten, etwa nachts, ergänzen, ihn jedoch nicht ersetzen.

Ein Zug im Bahnhof Aachen-Rothe Erde

Bei Bus und Bahn geht Taktverdichtung vor Netzverdichtung

Um den ÖPNV als echte Alternative zum Pkw zu etablieren, müssen Busse und Bahnen deutlich häufiger fahren als bisher. Dazu schlagen die Gutachter insbesondere dichtere Takte vor – tagsüber, aber vor allem am Abend sowie am Wochenende. Die ÖPNV-Netze dagegen sind heute flächendeckend bereits gut ausgebaut und erschließen große Teile der Bevölkerung – allerdings eben häufig noch zu unregelmäßig.

Ein Bus auf einer Busspur in Aachen

Kurze Reisezeiten erfordern Priorisierung und direkte Linienwege

Anzustreben ist es, die Reisezeiten mit dem ÖPNV gegenüber dem Pkw zu verkürzen und gleichzeitig Betriebskosten zu sparen. Dazu müssen Busse und Bahnen konsequent gegenüber dem Pkw bevorrechtigt sowie priorisiert und damit deutlich schneller werden. Ein attraktiver und leistungsfähiger ÖPNV fährt nämlich möglichst direkte Linienwege und steht nicht im Stau.

Ein Bus der WestVerkehr unterwegs als SB 1 in Wassenberg

Finanzmittel für Angebotsausbau statt Tarifsenkungen nutzen

Ein weiteren Ergebnis des Gutachtens: Tarifabsenkungen führen nur zu einem moderaten Gewinn an neuen Fahrgästen. Im Vergleich dazu sind die Kosten jedoch überproportional hoch. Wesentlich vielversprechender ist es deshalb, die vorhandenen Finanzmittel für den verstärkten Ausbau des ÖPNV-Angebots statt für Preissenkungen zu nutzen. Ideen wie generellen Preissenkungen, 1-Euro-Tickets oder kostenlosem ÖPNV erteilt das Gutachten nach gründlicher Prüfung daher eine klare Absage.

Parkplatz am Bahnhof Rothe Erde in Aachen

Mehr Parkraumbewirtschaftung kann Angebotsausbau fördern

Zur Finanzierung der skizzierten Maßnahmen haben die Gutachter von civity Management Consulting verschiedene Instrumente ausgearbeitet und bewertet. Dazu gehört z. B. die Einführung eines Bürgertickets oder eines Arbeitgeberbeitrags zum ÖPNV. Eine juristische Bewertung der Instrumente zeigt jedoch, dass für die Maßnahmen zunächst die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen geschaffen werden müssten.

Als flankierende Maßnahme zur Finanzierung des Angebotsausbaus kann auch eine deutliche Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in den Städten dienen. Diese Maßnahme können die Kommunen nach geltendem Recht bereits heute kurzfristig selbst umsetzen.

Personen planen und diskutieren rund um einen Schreibtisch

Vielfältige Anstöße für die künftige Entwicklung des ÖPNV im AVV

Das Gutachten wird aufgrund seiner Vielschichtigkeit und der großen Themenfülle die weitere Entwicklung des ÖPNV im Großraum Aachen auf verschiedene Weise unterstützen: So wird es z. B. als Grundlage für die zukünftige strategische Ausrichtung des AVV dienen, Leitlinien für Nahverkehrspläne bieten und eine Basis für den Dialog mit Gesellschaft und Politik bilden.

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