Merkliste

Aktuell befindet sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.

07.06.2019
· go.Rheinland

Qualität im SPNV: Spürbare Verschlechterungen 2018

Achtung: Nachricht stammt aus dem Archiv

Eine Bahn am Bahnsteig
Hauptursachen sind die steigende Anzahl an Baustellen, eine überlastete Schieneninfrastruktur und Probleme bei der Fahrzeugverfügbarkeit. (© NVR GmbH / Smilla Dankert)

Einmal jährlich legt der NVR einen SPNV-Qualitätsbericht vor. Dieser hilft dabei, die Entwicklungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) nachzuvollziehen, Hintergründe zu erkennen und Handlungsansätze für die Zukunft zu skizzieren.

In 2018 hat es zwar Fortschritte beim Fahrzeugzustand und eine Verbesserung des Sicherheitsgefühls in den Fahrzeugen gegeben. Bei den zentralen Kriterien der Angebotsqualität sind hingegen spürbare Verschlechterungen zu verzeichnen. Dies gilt sowohl für Zugausfälle, Pünktlichkeit als auch für die Kapazität.

Zunehmend gibt es Probleme, den Bahnbetrieb stabil zu halten. Gründe hierfür sind vor allem eine nicht mehr ausreichend bemessene Bahninfrastruktur und die weiter steigende Anzahl von Baustellen. Immer häufiger kommt es zu überfüllten und verspäteten Zügen. Dies liegt auch daran, dass es die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) immer häufiger nicht mehr schaffen, die vertraglich vereinbarten Mindestkapazitäten auf die Gleise zu bringen: Der Ausfall der Sitzplatzkapazitäten ist bereits im dritten Jahr hintereinander angestiegen. Auf den RegionalExpress (RE)-Linien fielen 2,7 Prozent der Sitzplatzkapazitäten aus (2017: 2 Prozent), auf den RegionalBahn (RB)-Linien 2,4 Prozent (2017: 1,5 Prozent) und auf der S-Bahn 2,3 Prozent (2017: 1,1 Prozent). Diese Kapazitätsausfälle wurden meist durch eine mangelnde Fahrzeugverfügbarkeit verursacht, beispielsweise durch verunfallte Fahrzeuge auf den Linien RE 7, RB 48 und im vareo-Netz.

Vielzahl von Gründen sorgt für unpünktliche Züge

Für Verspätungen im Nahverkehr sorgen neben Überholungen durch den Fern- und Güterverkehr unter anderem Trassensperrungen aufgrund von Personenunfällen oder anderen Ursachen sowie Langsamfahrstellen, Baustellen und die Störungsanfälligkeit bestimmter, stark belasteter Streckenabschnitte. Ebenso spielen die durch die hohe Auslastung der Züge bedingten längeren Fahrgastwechsel eine große Rolle. Besonders betroffen sind hier die langlaufenden Regionalexpress (RE)-Linien RE 1, RE 5, RE 6 und RE 7. Insgesamt haben sich die RE-Linien auf etwa 3 Minuten 20 Sekunden verschlechtert (2017: 3:13 Minuten). Bei den Regionalbahnen liegt die durchschnittliche Verspätung bei 2 Minuten 7 Sekunden (2017: 1:49 Minuten). Bei den S-Bahnen hat die durchschnittliche Verspätung um etwa 12 Prozent zugenommen: von 1 Minute 16 Sekunden auf 1 Minute 25 Sekunden. Die Pünktlichkeit der Züge im NVR-Gebiet hat im Jahr 2018 insgesamt erneut deutlich abgenommen: Im Durchschnitt aller Fahrten kam eine Verspätung von 2 Minuten und 15 Sekunden zustande. Dies entspricht einem Anstieg um gut sieben Prozent im Vergleich zu 2017 (2 Minuten und 6 Sekunden).

„Alle Beteiligten sind sich bewusst, dass wir eine Verbesserung nur durch einen erheblichen Ausbau der Infrastruktur erreichen können. Daher freut es uns, dass wir Anfang dieses Jahres durch die Unterzeichnung von weiteren Planungsvereinbarungen für den Ausbau des Kölner Bahnknotens einen wichtigen Schritt weiter gekommen sind“, so NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek. „Abgesehen vom notwendigen Infrastrukturausbau müssen wir SPNV-Aufgabenträger uns fragen, welche Stellschrauben wir haben, um eine höhere Qualität zu erzeugen. Dies betrifft beispielsweise eine deutlich höhere Vorgabe an Reservefahrzeugen, das Nichtzulassen von planmäßigen Kurzwenden oder auch das Unterlassen der Integration neuer Halte, die nicht bereits gesetzt sind, in einen eh schon angespannten Fahrplan. Dies wird zwar erhebliche Finanzmittel binden. Das sollte uns eine Verbesserung der Qualität aber auch wert sein.“

Zahl der Zugausfälle unterschiedlich ausgeprägt

Bei den Zugausfällen konnte sich lediglich der Bereich der S-Bahnen stabilisieren. Hier stieg die Ausfallquote von 3,2 Prozent in 2017 nur leicht auf 3,5 Prozent an. Bei den RE-Linien kam es zu einem Sprung auf 8,3 Prozent (2017: 6,3 Prozent). Der größte Anstieg ist jedoch bei den RB-Linien zu verzeichnen. Nachdem 2016 noch eine Verbesserung gemessen wurde, kam es diesmal zu einem Anstieg von 3,5 Prozent in 2017 auf 9,7 Prozent in 2018. Zurückzuführen sind die Werte bei den baustellenbedingten Ausfällen vor allem auf die Baumaßnahme zwischen Aachen-West und Rheydt. Bei dieser wurden an mehreren Bahnhöfen die Bahnsteige umgebaut. Besonders betroffen waren zudem die Fahrgäste im Oberbergischen: Hier gab es bei der RB 25 eine Totalsperrung aufgrund von Brückenbauarbeiten zwischen Juni und September. Auf der Siegstrecke sind die Ausfälle aufgrund von zwei Böschungsbränden im Raum Siegburg hervorzuheben.

Entwicklung der Fahrgastzahlen

Trotz der knappen Kapazitäten kam es in 2018 erneut zu einem leichten Anstieg der Fahrgastzahlen. Die Nachfrage stieg im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um knapp ein Prozent an. Dies bedeutet insgesamt einen Wert von durchschnittlich 436 000 Einsteigern an den Werktagen. Der stärkste Zuwachs ist bei den S-Bahnen zu verzeichnen. Der Wert stieg im letzten Jahr um 1,76 Prozent. Bei den RB-Linien kam es hingegen zu einem leichten Rückgang um 0,75 Prozent.

Personalbesetzung wichtig fürs Sicherheitsempfinden

Das Zugpersonal hat hohen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste. Abends und nachts ist für alle Linien Besetzung mit Personal vorgesehen. In kritischen Lagen oder an Wochenenden sind oft zwei Zugbegleiter oder Sicherheitspersonale im Einsatz. Werden die vertraglichen Vorgaben nicht erfüllt, verhängt der NVR wie auch bei anderen Vertragsverstößen finanzielle Sanktionen. Die Aktivitäten des NVR in diesem Bereich machen sich mittlerweile messbar bezahlt. Laut dem alle zwei Jahre erscheinenden NVR-Kundenbarometer hat sich die subjektive Sicherheit in den Fahrzeugen nach und nach verbessert. Grund dafür sind unter anderem die mittlerweile in vielen Zügen angebrachten Videoanlagen und die Bodycams beim Sicherheitspersonal. Bis auf den RE 22 mit 88,15 Prozent befinden sich alle Linien im Bereich über 90 Prozent.

Kundendialog: Zahl der Fahrgastbeschwerden steigt weiter an

Mit dem NVR-Kundendialog gibt es ein wichtiges Instrument, um den Fahrgästen die Möglichkeit zu geben, auf Mängel und Probleme im Schienenpersonennahverkehr hinzuweisen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Beschwerden um mehr als das doppelte auf 2.504 (2017: 1.116 gestiegen). Für diesen Anstieg ist neben der Verschlechterung der Betriebsqualität die Einführung eines neuen Mediums zu sehen: Besonders stark für Beschwerden genutzt wurde das erst 2017 installierte Feedback-Formular in der VRS-App. Diese digitale Funktion, mit der unkompliziert von unterwegs mit dem Smartphone Anregungen und Kritik geäußert werden können, machte in 2018 einen Anteil bei den Eingaben von 57,87 Prozent aus. Am häufigsten wurden die vareo-Linien RE 22, RB 24 und RB 25 kritisiert. Moniert wurden vor allem die Verspätungen. Zudem beschwerten sich die Fahrgäste darüber, dass nicht die bestellten Fahrzeugkapazitäten zur Verfügung gestellt wurden.

Probleme mit Türen und Toiletten

Auch im letzten Jahr zeigte sich die positive Wirkung des konsequenten Qualitätscontrollings des NVR beim Zustand der Fahrzeuge. Bei den Fahrten mit defekter Toilette ist der Gesamtwert weiter gefallen, allerdings gibt es einzelne Linien, bei denen der Wert leicht angestiegen ist. Beim RE 9 bleibt die Problematik mit 2,9 Prozent trotz deutlicher Verbesserungen ausgeprägt. Bei den Störungen an der Klimatisierung haben sich die vareo-Linien wieder stabilisiert und es ist insgesamt bis auf die S 23 ein positiver Trend feststellbar. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Störungen am Fahrgastinformationssystem. Ein generell zunehmendes Problem ist die mutwillige Beschädigung durch Vandalismus. Zwar sind die Werte, außer beim RE 12, besser als im Vorjahr, allerdings sind sie relativ hoch im Vergleich zu den anderen Fahrzeugzustandskriterien. Übertroffen werden diese schlechten Werte nur noch von den Störungen an mindestens einer Außentür. Beim RE 9 hat sich die Anzahl der Störungen zwar weiter verringert, sie liegt aber immer noch bei 4,8 Prozent. Den schlechtesten Wert weist die RB 25 mit 5,3 Prozent auf.

Download

Dies könnte Sie auch interessieren

Ein Triebwagen des Rhein-Ruhr-Express in Düren
18.03.2024
Verbesserte Fanmobilität während der EURO 2024

In drei Monaten startet die UEFA-Europameisterschaft 2024. Auch NRW wird viele nationale und internationale Fans und Gäste begrüßen, die erwartbar mit Bus und Bahn zu den Spielen anreisen. Mit Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln befinden sich vier von zehn Spielstätten des Turniers in NRW.

mehr
15.03.2024
Gemeinsam für eine bessere Qualität

Die Herausforderungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sind derzeit so groß wie noch nie: Eine Vielzahl von – dringend notwendigen – Baustellen, Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung sowie Personalmangel bei den Triebfahrzeugführer und -führerinnen und in den Werkstätten gehören mittlerweile leider zum Alltag.

mehr
05.12.2023
Baustellen im Weitblick: Großbaustellen 2024

Mit dieser Übersicht möchten wir Sie über die auswirkungsstärksten Baumaßnahmen 2024 im Rheinland informieren. Die Informationen beziehen sich auf Baumaßnahmen ab einer Totalsperrung von mindestens drei vollen Tagen bzw. ab einer Totalsperrung von mindestens zwei vollen Tagen bei sich wiederholenden Intervallen.

mehr
20.06.2023
SPNV-Qualitätsbericht: Fahrgastzahlen steigen, Pünktlichkeit sinkt weiter ab

Einmal jährlich legt go.Rheinland (ehemals Nahverkehr Rheinland) einen Qualitätsbericht für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) vor. Dieser hilft dabei, die Entwicklungen im SPNV nachzuvollziehen, Hintergründe zu erkennen und Handlungsansätze für die Zukunft zu skizzieren.

mehr
27.03.2023
Qualität der Bahnhöfe und Haltepunkte im Rheinland auf Vorjahresniveau

Sein erstes rundes Jubiläum feiert der Stationsbericht von go.Rheinland (ehemals Nahverkehr Rheinland): Bereits zum zehnten Mal in Folge wurden die Bahnhöfe und Haltepunkte im Verbundgebiet genau unter die Lupe genommen.

mehr
20.03.2023
Nach Modernisierung: Barrierefreier Haltepunkt der Rurtalbahn in Vettweiß eröffnet

Zeitgemäß, sicher und barrierefrei: Die Gemeinde Vettweiß verfügt jetzt über einen umfassend modernisierten und damit auch barrierefreien Haltepunkt für die von der Rurtalbahn GmbH betriebene Eifel-Bördebahn (Regionalbahn 28) nebst zwei neu hergerichteten und technisch gesicherten Bahnübergängen.

mehr
13.03.2023
Dem NRW-Nahverkehr fehlt Geld – es drohen massive Abbestellungen

Im regelmäßigen Austausch der drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), go.Rheinland, Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), mit ihren politischen Spitzen ist in den vergangenen Wochen intensiv die Situation im NRW-Bahnverkehr erörtert worden.

mehr
08.03.2023
Die Zukunft im Rheinland beginnt mit go!

Unter go.Rheinland wollen wir den Nahverkehr in der Region nachhaltig fit für die Zukunft machen. Für dich, für unsere Region und mit klaren Vorteilen für Umwelt und Klima.

mehr
12.12.2022
Baustellen im Weitblick: Großbaustellen 2023

Mit dieser Übersicht möchten wir Sie über die auswirkungsstärksten Baumaßnahmen 2023 im Rheinland informieren. Die Informationen beziehen sich auf Baumaßnahmen ab einer Totalsperrung von mindestens drei vollen Tagen bzw. ab einer Totalsperrung von mindestens zwei vollen Tagen bei sich wiederholenden Intervallen.

mehr
Der RE 18 im Aachener Hauptbahnhof.
05.09.2022
Aachen: Arbeiten an Straßenbrücke führen zu Einschränkungen im Bahnverkehr

Aufgrund von Arbeiten an der Straßenbrücke „Turmstraße“ in Aachen kommt es von Freitag, 9. September (21 Uhr) bis Montag, 12. September (5 Uhr) und Samstag, 24. September (12 Uhr) bis Montag, 26. September (4 Uhr) zu Einschränkungen im Regional- und Fernverkehr

mehr
Ein Zug von DB Regio in Köln Hbf
05.09.2022
Konstruktive Gespräche mit DB Regio

Mit einem konkreten Maßnahmenpaket soll in den nächsten Wochen das Regionalverkehrsangebot von DB Regio auf mehreren Linien in NRW und angrenzenden Gebieten stufenweise wieder stabilisiert werden.

mehr
29.08.2022
RE 8-Ausfall: Alternativroute für Fahrgäste freigegeben

Der hohe Krankenstand beim Personal der DB Regio NRW hat unter anderem dazu geführt, dass derzeit die Regionalexpress-Linie RE 8 zwischen Mönchengladbach und Koblenz komplett entfällt.

mehr

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Alternativ können Sie dies auch verweigern.