18.11.2019

Modellversuch „Aachen clever mobil“: Abiomed ist Vorbild für das Job-Ticket

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Vorstellung des Projekts betriebliches Mobilitätsmanagement bei Abiomed
Die Stadt Aachen, die IHK, sieben Aachener Firmen und einige Mobilitätsanbieter stellen ein Programm für das betriebliche Mobilitätsmanagement im Rahmen des Modellversuchs „Aachen clever mobil“ vor. (© Abiomed / Andreas Schmitter)

Stadt Aachen und die IHK werben bei Aachener Unternehmen seit Jahren dafür, sich im betrieblichen Mobilitätsmanagement zu engagieren – durchaus mit Erfolg: Sieben Firmen bieten betriebliches Mobilitätsmanagement an, die Firma Abiomed hat beim Job-Ticket neue Maßstäbe gesetzt.

Die Stadt Aachen und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen werben - unterstützt von ASEAG und AVV - seit Jahren bei Unternehmen für die Vorteile des betrieblichen Mobilitätsmanagements. Wichtige Argumente bei den vielen Gesprächen sind die Erreichbarkeit der Unternehmen und die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Aachener Unternehmen Abiomed Europe GmbH hat beim Thema Job-Ticket neue Maßstäbe gesetzt. Es zeigt, wie ein Betrieb Pendler entlasten, Staus reduzieren und Parkplätze einsparen kann.

Der Mobilitätskoordinator von Abiomed hat unter Leitung der Stadt Aachen und der IHK zusammen mit sechs weiteren Aachener Firmen und verschiedenen Mobilitätsanbietern aus Aachen mitgeholfen, ein Programm für das betriebliche Mobilitätsmanagement in Aachen im Rahmen des Modellversuchs „Aachen clever mobil“ zu entwickeln. An der Entwicklung des Programms waren über Abiomed hinaus folgende Aachener Firmen federführend beteiligt: Bauer + Kirch GmbH, Carpus + Partner AG, Generali Deutschland AG, Walbert-Schmitz GmbH, Kohl Automobile GmbH und Ford Research and Innovation Center Aachen.

Der Modellversuch „Aachen clever mobil“ wird seit Anfang Oktober 2019 im Rahmen des Projekts „#AachenMooVe! - Modellstadt ohne Verkehrsemissionen“ vom Land Nordrhein-Westfalen und von der Europäischen Union mit zwei Millionen Euro unterstützt und ist auf drei Jahre angelegt.

Beschäftigte motivieren, seltener das Auto alleine zu nutzen

Die Beigeordnete für Planung, Bau und Mobilität der Stadt Aachen, Frauke Burgdorff sagt: „Mit dem jetzt beginnenden Ausbau des Mobilitätsmanagements wollen wir Arbeitnehmer motivieren, seltener alleine mit dem Auto zum Arbeitsplatz zu fahren oder aber ein emissionsfreies Auto zu nutzen. Das nützt den Bewohnern, Beschäftigten und Betrieben.“

Das Land NRW fördert hier ein sehr gutes Leuchtturmprojekt für stadtverträgliche Mobilität. „Wir können zwei Mobilitätsmanager für Betriebe neu einstellen und Betriebe bei mobiler Arbeit und Fahrradparkhäusern fördern. Auch bei der Ladeinfrastruktur helfen wir“, sagt Burgdorff. Es werden 20 E-Fahrräder und 10 E-Autos zum Testen bereitgestellt. Überdies organisiert die Stadt ein Mobilitätsguthaben für Beschäftigte, um Busse, Bahnen, Leihräder und Carsharing ausprobieren zu können.

Die Stadt sei der Motor bei diesem Thema, so die Dezernentin. „Wir brauchen aber starke Partner aus Mobilität und Betrieben. Nur gemeinsam können wir einen Teil der zwingend notwendigen Mobilitätswende hinbekommen.“

Gute Erreichbarkeit ist eine Basis für eine attraktive Innenstadt

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, Michael F. Bayer, sagt: „Eine gute Erreichbarkeit und die bessere Vernetzung von Stadt und Umland bilden die Basis für eine attraktive Innenstadt. Das gilt für den Arbeitsstandort und für den städtischen Raum gleichermaßen. Eine hohe Aufenthaltsqualität ist hier der Schlüssel zum Erfolg.“ Er verweist darauf, dass pro Tag mehr als 90.000 Menschen von außerhalb zur Arbeit in das Oberzentrum Aachen pendeln. Aachen habe somit eine Tagesbevölkerung von beinahe 300.000 Menschen. In Nordrhein-Westfalen gibt es laut Bayer gemessen an der Einwohnerzahl nur noch die Städte Düsseldorf und Bonn mit einer höheren Einpendlerquote pro Einwohner. „Das unterstreicht die Bedeutung und die Attraktivität der Stadt Aachen als Arbeitsort“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Doch wie können sich die täglich anfallenden Pendlerströme aus dem Umland ins Zentrum und zum Arbeitsort im Sinne von Nachhaltigkeit optimiert werden? Bayer sagt dazu: „Die Antwort auf diese Frage kann ein betriebliches Mobilitätskonzept liefern: Förderung des Radverkehrs, Job-Tickets für Mitarbeiter, Car-Sharing-Angebote für Unternehmen. Das alles sind Maßnahmen, die sich sehr gut in Unternehmen etablieren lassen.“ Betriebliches Mobilitätsmanagement setzte bereits an der Entstehung des Verkehrs an, indem die Verkehrsteilnehmer zu einer nachhaltigeren Veränderung ihres Mobilitätsverhaltens motiviert werden. „Das ist meines Erachtens zielführender als lediglich der Austausch der Antriebstechnologie“, betont Bayer.

Viele Beschäftigte sind dank des Job-Tickets umgestiegen

Der Geschäftsführer der Firma Abiomed, Dirk Michels, erläutert die Motivation und das Konzept seiner Firma, die Kosten des Job-Tickets für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vollständig zu übernehmen. „Wir möchten unsere Mitarbeiter auf ihrem Weg zur Arbeit unterstützen und gleichzeitig einen Beitrag zu einem umweltfreundlichen Aachen leisten. Das haben wir mit dem Job-Ticket erfolgreich gemacht,“ sagt Michels. So seien bereits viele Abiomed-Pendler dank der Vorteile des Job-Tickets auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen. Abiomed gehört zu den wenigen Unternehmen der Region, die ihren Beschäftigten das Job-Ticket komplett kostenlos zur Verfügung stellt.

Abiomed Europe produziert die an der RWTH Aachen entwickelte, minimalinvasive Herzpumpe zur temporären Entlastung des menschlichen Herzens in Aachen seit mehr als 20 Jahren. Die Impella Herzpumpe ist die kleinste Herzpumpe der Welt und wird zur Behandlung von Patienten mit schwerer Herzerkrankung eingesetzt. Mehr als 100.000 Patienten weltweit und mehr als 10.000 Patienten in Europa wurden bereits mit der in Aachen entwickelten Herzpumpe behandelt.

Job-Tickets sind wirksam, um Verkehr zu verlagern

Der Geschäftsführer des Aachener Verkehrsverbunds, Hans-Peter Geulen, erläutert die Idee des Job-Tickets. „Es richtet sich an alle Mitarbeiter im Unternehmen und ermöglicht einen einfachen und kostengünstigen Zugang zu Bussen und Bahnen.“ Das Job-Ticket stelle „die wirksamste Maßnahme im betrieblichen Mobilitätsmanagement dar, um Verkehr wirkungsvoll zu verlagern“. Die Kombination verschiedener Angebote hilft den Beschäftigten in Unternehmen wie Abiomed, auf wirksame Art und Weise die Verkehrswende einzuleiten. „Abiomed hat ein sehr gut durchdachtes Konzept und zeigt sich großzügig gegenüber den Mitarbeitern“, so Geulen. Die kostenfreie Weitergabe des Job-Tickets an die Mitarbeiter sei eine besondere Maßnahme, die mit einer intelligenten Parkraumbewirtschaftung kombiniert wird. „Dies macht Abiomed laut Geulen „zum Vorreiter“.

Und wie geht es weiter, was sind die nächsten Schritte?

Frauke Burgdorff sagt für die Stadt Aachen: „Wir schreiben die Stellen und die Grundausstattungen, zum Beispiel ein Programm zur Mobilitätsanalyse, aus. Für Ende April 2020 wird eine Auftaktveranstaltung organisiert, zu der wir alle großen Arbeitgeber einladen wollen. Wir wollen sie dafür begeistern, sich am Modellversuch ‚Aachen clever mobil‘ zu beteiligen.“

Michael F. Bayer von der IHK hofft, in den nächsten drei Jahren weitere Unternehmen für das Thema zu begeistern. Es ist unser Ziel, dass aus dem Projekt „Aachen clever mobil“ ein Vorhaben entsteht, das Strahlkraft über die Region hinaus entwickelt und dazu beiträgt, dass künftig noch mehr Menschen auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigen.“ Voraussetzung dafür sei, dass alle Gewerbegebiete in der Stadt Aachen eine bessere ÖPNV-Anbindung haben.

AVV-Geschäftsführer Hans-Peter Geulen geht davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere Unternehmen im Aachener Verkehrsverbund aus der Stadt und Region Aachen ihren Angestellten das Job-Ticket zur Verfügung stellen werden. „Die Arbeitswelt wandelt sich stetig. Die Unternehmen erkennen zunehmend ihre eigene Verantwortung in der Rolle des Klimaschutzes und unterstützen daher ihre Mitarbeiter auch finanziell bei der Entscheidung für umweltfreundliche Verkehrsmittel.“ „Aachen Clever Mobil“ unterstütze Unternehmen in der Mobilitätsberatung, bei der es immer auch ums Job-Ticket gehe. Geulen: „Das Projekt passt gut in die Zeit!“