29.10.2013

Der Meister auf Ha(a)rmoniekurs – Guildo machte den Barrierefrei-Check in Düren

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Wie erleben Menschen mit Behinderungen den ÖPNV in Düren? Entertainer und Sozialpädagoge Guildo Horn machte am 28. Oktober den Test. So versuchte er, im Rollstuhl eine Zugfahrt zu meistern und sich mit einer Simulationsbrille als Sehbehinderter zurechtzufinden.

Begleitet wurde er dabei von Vertretern der Gemeinschaftskampagne »Busse & Bahnen NRW«, die die Aktion »Für mehr Miteinander in Bus und Bahn« initiiert haben. Außerdem unterstützten Vertreter des Aachener Verkehrsverbundes, der Rurtalbahn, der Dürener Kreisbahn und Vertreter von Behindertenverbänden den Barrierefrei-Check.

»Jetzt oder nie: Mehr Ha(a)rmonie. Das ist eine Aktion, die ich sehr gerne unterstütze. Wir können von Menschen mit Behinderungen viel lernen. Das zeigt sich gerade auch im öffentlichen Nahverkehr. Wenn wir hier aufeinander Rücksicht nehmen, profitieren alle davon,« erklärte Guido Horn nach der gut zweistündigen Tour. »Wenn man als Geh- oder sehbehinderter Mensch unterwegs ist, geht alles sehr langsam. Man braucht Geduld und ist auf fremde Hilfe angewiesen.«, betonte der Entertainer, der sich als gelernter Diplompädagoge für die Inklusion und das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung einsetzt.

Der Nahverkehr ist für alle da. Jeder in Nordrhein-Westfalen soll mit dem ÖPNV schnell und sicher ans Ziel gelangen. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Einschränkungen. Dazu zählen ältere Fahrgäste, deren Zahl im Zuge des demografischen Wandels stetig wächst und rund 2,5 Millionen Menschen mit Behinderungen, die den Nahverkehr regelmäßig nutzen. »Seit mehr als 15 Jahren machen wir den öffentlichen Nahverkehr Stück für Stück barrierefrei. Doch trotz aller baulichen und technischen Vorkehrungen geht es manchmal ohne gegenseitige Rücksichtnahme und menschliches Miteinander einfach nicht«, erklärte Hajo Kuhlisch, Referatsleiter im NRW-Verkehrsministerium.

Hans Joachim Sistenich, Geschäftsführer des AVV: »Barrierefreiheit fängt für uns vor der Haustür an und hört am Zielpunkt auf – daran arbeiten wir. Und so sind wir sehr froh über die konstruktiven Impulse, die alle Beteiligten dieser Veranstaltung geäußert haben. Im AVV sind alle Haltepunkte mit Lageplänen ausgestattet, die die barrierefreien Haltestellen anzeigen. So kann schon vor Fahrtbeginn die Strecke gut geplant werden. Darüber hinaus gibt es die Pläne auch online. Hier gibt es einen Zusatzservice für Sehbehinderte: neben der Vorlesefunktion gibt es einen digitalen Fahrbegleiter, der sich für die Fahrt downloaden lässt.«

Abschlussdiskussion im Berufsförderungswerk

Welche Maßnahmen für die barrierefreie Mobilität greifen bereits gut? Was ist noch zu tun? Im Anschluss an die Tour durch den ÖPNV in Düren fand im Berufsförderungswerk der Stadt eine Diskussion mit allen Beteiligten statt. Birgit Kalwitz (Kontaktperson des Landesverbands NRW der Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V.), Elfriede Vieth (Seniorenunion und Seniorenrat Düren) und Jörg Conrad (erblindet und Kursteilnehmer im Berufsförderungswerk Düren) berichteten von ihren Erfahrungen in Bus und Bahn. Insgesamt zogen sie stellvertretend für die mobilitätseingeschränkten Fahrgäste in NRW eine positive Bilanz. Der Barrierefrei-Check deckte aber auch Stellen auf, bei denen Verbesserungen wünschenswert und notwendig sind. Joachim Sistenich (Geschäftsführer AVV), Herbert Häner (Geschäftsführer Rurtalbahn), Bernd Böhnke (Geschäftsführer DKB) und Hajo Kulisch vom NRW-Verkehrsministerium stellten Pläne und Projekte vor, die die Barrierefreiheit im Raum Düren weiter vorantreiben werden. Und überall dort, wo aufgrund baulicher Gegebenheiten oder fehlender finanzieller Mittel keine Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt werden können, ist das Miteinander und das Verständnis zwischen den Fahrgästen gefragt.