Nach Auffassung der Verhandlungsführer von VRR, NWL und NVR haben die Abellio-Vertreter, insbesondere der Gesellschafter des Unternehmens, das für eine Fortsetzung der Verträge erforderliche Maß an Kompromissbereitschaft vermissen lassen. Noch bis zum Freitag dieser Woche besteht die Möglichkeit zu einer Einigung. Wer die betreffenden Linien für den Fall, dass dies nicht gelingt, künftig bedienen könnte, ermitteln die Aufgabenträger derzeit in einer sogenannten Ex-Ante-Ausschreibung zur Direktvergabe. Die entsprechenden Vorbereitungen sind bereits in die Wege geleitet worden, indikative Angebote von anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind schon eingegangen. Oberste Priorität bei der kurzfristigen Neuvergabe hat die Absicherung von Zuverlässigkeit und Qualität auf den derzeit von Abellio betriebenen Linien.
„Wir haben mit überarbeiteten Verkehrsverträgen, die Abellio wesentlich entlasten würden, ein verbindliches Angebot unterbreitet und sind in den Gesprächen der vergangenen Wochen und Monate bis an die Grenzen des Möglichen gegangen, um eine Lösung zu finden“, sagt VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser. „Letztlich können wir nicht erkennen, dass Abellio und deren Mutterkonzern Nederlandse Spoorwegen bereit sind, ihren Teil zu einer konstruktiven Lösung im Sinne aller beizutragen. Es ist schon gar nicht hilfreich, wenn der beauftragte Sachwalter der Abellio Rail GmbH in der Öffentlichkeit herausstellt, das Unternehmen würde einen ‚dreistelligen Millionenbetrag‘ zur Fortführung der Verträge beisteuern, wenn doch alle an den Gesprächen Beteiligten wissen, dass der Betrag in der angestrebten Gesamtlösung tatsächlich erheblich geringer ausfallen würde.“ Abellio befindet sich derzeit in einem sogenannten regulären Schutzschirmhauptverfahren in Eigenverwaltung zur Sanierung.
Sollten Abellio und Nederlandse Spoorswegen bei ihrer bisherigen Verhandlungslinie bleiben, werden die Aufgabenträger die Direktvergabe der betreffenden Verkehrsleistungen an einen oder mehrere Wettbewerber ab 1. Februar des kommenden Jahres umsetzen. Bis dahin ist die Abellio Rail GmbH aufgrund einer Ende September mit VRR, NWL und NVR abgeschlossenen Fortführungsvereinbarung verpflichtet, die Verkehre im bisherigen Umfang zu leisten.
Der VRR-Vorstandssprecher betont in diesem Zusammenhang, dass die Aufgabenträger sich auch ihrer Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abellio Rail GmbH bewusst seien. „Uns ist es wichtig, dass die engagierten Kolleginnen und Kollegen, die unverschuldet in diese Situation geraten sind, Aussicht auf eine Zukunft bei anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen haben. Sie sollen alle berufliche Chancen bekommen, an guten Fachleuten besteht hoher Bedarf.“
Die Aufgabenträger hatten allen derzeit mit dem SPNV in Nordrhein-Westfalen beauftragten EVU Gesprächsbereitschaft signalisiert, um je nach Verkehrsvertrag Anpassungen insbesondere in den Bereichen Personalkosten, Baustellenmanagement und Pönalen vorzunehmen. Auf diese Weise sollen Vertragspartner zukünftig nachhaltig entlastet werden.