12.12.2008

Ausbau des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs in der Euregio

Achtung: Nachricht stammt aus dem Archiv

In der Euregio Maas-Rhein wird im grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr mit den Projekten »RoCK – Regions of Connected Knowledge« und »Via Avantis« ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Die Parkstad Limburg und die Stadt Aachen wollen im Zuge ihrer Entwicklung zu einer grenzüberschreitenden Wissens- und Technologieregion mit tatkräftiger Unterstützung des AVV dem grenzüberschreitenden Schienenverkehr neuen Schwung verleihen.

Dabei geht es sowohl um die Verknüpfung der Wissens- und Technologiestandorte, wie z.B. RWTH Campus Melaten/Campus West und Gewerbegebiet Avantis untereinander, als auch um die Anbindung an Wissens- und Technologiestandorte jenseits der Grenze, wie z.B. an die Stadt und Region Eindhoven und die Universität Maastricht.

»Die Region hat ein immenses Potenzial, das man verstärken kann, indem man sie verbindet«, erklärte Planungs- und Umweltdezernentin Gisela Nacken heute Mittag auf einer Pressekonferenz im Super C der RWTH Aachen. »Die Zusammenarbeit mit den niederländischen Kollegen hat einen immensen Mehrwert. Sie unterstützen und helfen uns, Fördermittel zu erhalten«, so Nacken weiter. Auch Jos Offermans, Beigeordneter der Stadt Heerlen (NL), lobte die Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern. Hans Joachim Sistenich, Geschäftsführer des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) zeigte sich ebenfalls sehr erfreut: »Solche Projekte sind nur in einer strategischen Allianz zu bewältigen.« Dass für das Jahr 2011 schon die Inbetriebnahme der ersten Zugverbindungen geplant ist, sei für Vorhaben dieser Art höchst ungewöhnlich, ergänzte Gisela Nacken.

Projekt “RoCK – Regions of Connected Knowledge”

Elf Partner, darunter Städte, Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Frankreich und England arbeiten gemeinsam im EU-Interreg-Projekt »RoCK« zusammen, um die Mobilität und den technologischen Austausch zwischen ihren Regionen - durch die Schaffung von direkten, schnellen und grenzüberschreitenden Bahnverbindungen - zu verbessern.

Zu den Projekten zählen die Schaffung der Voraussetzungen für die IC-Verbindungen Eindhoven – Heerlen – Aachen und Eindhoven – Venlo – Mönchengladbach – Düsseldorf, die Bahnlinie Maastricht – Hasselt und die Verbindung Ashford – Calais – Lille (durch den Kanal-Tunnel).

In Aachen wird zudem eine Machbarkeitsstudie für eine innovative Anbindung der RWTH Erweiterungsgebiete Campus West und Campus Melaten an den Bahnhof Aachen West, mit dortiger Verknüpfung an den geplanten Inter-City aus Eindhoven, und weiter bis zum Campus Innenstadt durch die EU gefördert.

Die Stadt Aachen hat eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Stadt Aachen, der RWTH Aachen, des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, des Aachener Verkehrsverbundes und der ASEAG einberufen, um die Vergabe der Machbarkeitsstudie vorzubereiten. Erste Ergebnisse, welches innovative Verkehrssystem geeignet erscheint, die RWTH-Erweiterungsgebiete zu erschließen, sollen voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2010 vorliegen.

Für die IC-Verbindung Eindhoven – Heerlen – Aachen hat die Parkstad Limburg die Federführung übernommen. Beteiligt an einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, die in Kürze wieder zusammenkommt, sind die Stadt Aachen, der Aachener Verkehrsverbund, die NS-Reizigers, DB Regio NRW, die Stadt Eindhoven und die Provinz Limburg. Ziel ist, Barrieren im grenzüberschreitenden Verkehr, wie z.B. Unterschiede bei der Schienenfahrzeugtechnik, bei den Zugsicherungssystemen, zu überwinden und gleichzeitig den Komfort für den Kunden durch ein grenzübergreifend gültiges deutsch-niederländisches Tarifsystem zu verbessern.

Projekt »Via Avantis«

Das Projekt »Via Avantis« von Aachen Hauptbahnhof über Aachen-West zum Gewerbegebiet Avantis und weiter über die Parkstad Limburg nach Maastricht wird vom AVV/NVR, der Parkstad Limburg, der Stadt Aachen und der Provinz Limburg getragen. Kernstücke des Projekts »Via Avantis« sind eine rund 5 km lange neue Schienenstrecke zwischen Aachen-Vetschau und Kerkrade-Spekholzerheide sowie die zusätzlichen Haltepunkte Aachen-Richterich, Gewerbegebiet Avantis und Spekholzerheide. Im Endzustand sollen über die neue Verbindung die Zentren Aachen, Parkstad Limburg (Kerkrade, Heerlen und Landgraaf), Valkenburg und Maastricht direkt und umsteigefrei durch moderne Züge miteinander verbunden werden.

Nachdem die grundsätzliche Machbarkeit bereits nachgewiesen wurde, zeigt nun die Firma Railistics aus Wiesbaden im Rahmen einer betriebstechnischen Untersuchung und einer Trassenuntersuchung den Weg für die weiteren Planungsschritte zur Umsetzung der neuen Verbindung auf.

Mit ihrem großen Erreichbarkeitspotenzial ist diese neue Verbindung für den Wissens- und Technologiestandort Avantis ein wesentlicher Standortfaktor. Viele der an einer dortigen Ansiedlung interessierten Unternehmen haben bereits ihre Standortentscheidung von der Umsetzung der geplanten Schienenerschließung abhängig gemacht. Insofern ist mit dem Vorliegen der betriebstechnischen Untersuchung ein weiterer wichtiger Meilenstein erreicht worden.

Interreg-Förderung

Das Projekt »RoCK – Regions of Connected Knowledge« wird über das Interreg-IVB Northwest Europe (NWE)-Programm gefördert. Das Programm wurde von der Europäischen Union gestartet, um die transnationale Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten in den Themenfeldern Innovation, Umwelt, Erreichbarkeit und Nachhaltiger Stadtentwicklung zu verbessern.

Projektpartner im »RoCK«-Projekt sind: Stadt Aachen, AVV, Stadt Mönchengladbach, Stadt Eindhoven (NL), Parkstad Limburg (NL), Stadt Maastricht (NL), Stadt Venlo (NL), SEEDA – South East England Development Agency (GB), Reading Borough Council (GB), De Lijn (B) sowie die Région Nord-Pas de Calais (F). Die Projektleitung ist bei der Stadt Eindhoven angesiedelt.

Insgesamt wird das RoCK-Projekt in den kommenden Jahren mit 5,9 Millionen Euro von der EU gefördert. 1,8 Mio. Euro dieser Förderung erhalten die Partner in der hiesigen Region (Stadt Aachen, AVV und Parkstad Limburg). Für das Projekt »Via Avantis« werden Fördermittel im Rahmen des Interreg-IVA-Programms (grenzübergreifende Zusammenarbeit benachbarter Gebietskörperschaften) beantragt.

Projektpaket »Knowlinx«

Sowohl die IC-Verbindung Eindhoven – Heerlen – Aachen (auch »Thalinx« genannt) als auch die »Via Avantis« sind Teil eines noch umfassenderen Maßnahmenpakets, mit dem die Partner beiderseits der Grenze die Erreichbarkeit der Region über die Schiene gemeinsam stark verbessern wollen. Das Paket – »knowlinx« genannt – umfasst neben den genannten Bausteinen auch den weiteren Ausbau bestehender Strecken. So soll die Strecke Heerlen – Herzogenrath mittelfristig zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert sowie der Bahnhof Herzogenrath für den grenzüberschreitenden Verkehr deutlich erweitert werden.

Auch hierfür sind bereits Finanzmittel gesichert: 5 Mio. Euro auf niederländischer Seite für den ersten Schritt des zweigleisigen Ausbaus und 5,8 Mio. Euro auf deutscher Seite für den Bahnhof Herzogenrath.